Samstag, 27. Oktober 2007

Tick Tack - Zeitumstellung

Die nächste Zeitumstellung ist

heute Nacht um 3:00 Uhr.

Die Uhr wird dann um 1 Stunde zurückgestellt, "die Nacht ist also 1 Stunde länger". Dabei findet der Wechsel von der Sommerzeit in die Winterzeit (Normalzeit) statt.

Danke an Oleksii für den Hinweis!

Bis morgen, Henryk.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Das Budo der Liebe


Als mit dem Ende der Meiji-Periode (jap. 明治時代 meiji jidai, 1868-1912) der pragmatische Zweck der Samurai zusehends obsolet wurde, und ihr Niedergang mit dem Verbot des Tragens der Schwerter immer deutlicher zu Tage trat, begannen viele am Sinn des Fortbestehens einer dominierenden, kriegerischen Kaste zu zweifeln.

Der Bauer sät und erntet, der Händler handelt mit dem Getreide,... was aber macht der Samurai, wenn er nicht gerade Krieg führt?

Da Japan seit dem Ende des letzten Tokugawa-Shogunats (auch Edo-Periode, jap. 江戸時代 edo jidai, 1603–1867) weitestgehend befriedet war, erschien die Existenz einer besonderen Bevölkerungsschicht, die sich Tag ein und Tag aus mit der Kunst des Schwertes befasste nicht mehr zeitgemäß.

In diese Zeit fällt die außergewöhnliche Wandlung, die das Verständnis des Budo grundlegend verändern sollte.

Meister Ueshiba lehrt uns, dass das Schwert nicht nur dem Zweck dient Wunden zuzufügen und Menschenleben zu fordern. Denn wenn Schwert auf Schwert trifft, dann trifft Leben auf Leben und Tod auf Tod, in einem tobenden Konflikt, welcher den einzig aufrichtigen Dialog gebiert. Er ist des Samurai größtes Glück und auch sein schwärzestes Elend, aber nichts desto trotz ist es der einzige Weg des Samurai, ... der Weg des Schwertes.

In Zeiten des Friedens gebietet das Zeichen "bu" nicht den Kampf, sondern das Zerschneiden des Konflikts mit dem Schwert der Liebe und Gerechtigkeit. Es steht für Verständnis und Anteilnahme, sowie für selbstlose Hilfe und Barmherzigkeit.

Zen ist ZaZen, die erhabene Haltung des Buddhawesens. ZaZen ist die Grundhaltung des Aikido, es ist das Strukturelement des Aiki und findet seinen Ausdruck im Wege des Schwertes, der allen Formen des "Do" zugrunde liegt. Mit ihm, dem Schwert des Aiki, zerschneidet man die Widrigkeit des Konflikts und findet zurück zur Harmonie der Dinge.

Dieses Motiv findet sich in allem wieder, so auch in dieser Passage eines Buches von Taylor Caldwell:
"Er setzte Mr. Saunders seine Meinung auseinander, wonach Sicherheit und Frieden in der Welt nur durch mit Nachdruck geltend gemachte und mit aller Härte zur Anwendung gebrachte internationale Gesetze gewährleistet werden könnten.(...) Mr. Saunders begann Spengler zu zitieren: "Aber ein Gesetz aus Worten, auf glattes Papier geschrieben, kann in diesem Rohzustand nicht einmal als intellektuelle Übung seinen Zweck erfüllen. Vor dem Gesetz muss der Wunsch da sein, vor dem Wunsch die verständnisvolle Einsicht der Menschen; vor der Einsicht aber Gerechtigkeitsliebe und Güte."

Auf seinen Partner einzugehen bedeutet im Aikido ihm aufrichtig gegenüber zu treten und bereit zu sein ihn zu verstehen, sensibel den Knoten des Konflikts in ihm zu erfühlen und mit dem Schwert des (auf)richtigen Handlens zu zerschneiden, um gemeinsam in Harmonie den Weg des liebevollen Miteinanders zu finden.

Das, ist das Budo der Liebe.

9:00 ZaZen

9:45 Tatami

10:00 Aikido

Gassho,

Henryk

Sonntag, 14. Oktober 2007

Was ist Ukemi?

Wenn euch jemand fragt: “Was ist Ukemi?“, was antwortet ihr dann? Na,...???

Ich wage mal vorsichtig eine Definition ohne universellen Wahrheitsanspruch:
"Ukemi ist die Fähigkeit Ukes von Tori eine Technik zu empfangen ohne dabei Schaden zu nehmen."

Beinhaltet Ukemi also nicht mehr als nur Fallschule?

Die Wiki-Enzyklopädie sagt dazu folgendes: http://de.wikipedia.org/wiki/Ukemi


Das ist technisch alles schön und gut, aber erklärt nicht das unsichtbare energetische Band, welches zwischen Uke und Tori während der gesamten Bewegung besteht.
Nicht umsonst heißt es bei uns "Ukemi geben" und meint damit den gesamten Vorgang vom Moment des sich Vergegenwärtigens, dass man im nächsten Augenblick vorbehaltlos und zielstrebig angreifen wird, bis zu dem Moment, wo man sich durch einen Hebel an den Boden gebunden sieht, und körperlich einfach nicht mehr in der Lage ist die Bewegung fortzusetzen oder den Kontakt weiterhin aufrecht zu erhalten.
In den Vereinigten Staaten sprechen sie von "to take or to receive ukemi", was dem Konzept des reinen Angreifers diametral entgegenstehen würde.

Leider widmen wir einen großen Teil der Zeit während des Trainings - so etwa 70% - ausschließlich dem Erlernen der Form, der Perfektionierung der Technik, und neigen dazu unser Verhalten als Uke zu vernachlässigen. Manch einer glaubt allen Ernstes, dass die Zeit als Uke eine Art Denkpause ist, in der man nach Belieben abschalten oder sich geistig mit anderen Dingen beschäftigen kann. Andere tragen ihre Langeweile und ihr ungutes Gefühl direkt im Gesicht, und vermitteln ihrem Partner nicht selten den Eindruck von Abwesenheit.

Dabei gibt es zwischen beiden Handlungen (Technik & Ukemi) eigentlich nicht wirklich einen Unterschied: Ukemi zu geben ist die Gegenform zur Ausführung der eigentlichen Technik, und bedarf einer ebensolchen Aufmerksamkeit und eines ernsthaften sich Einlassens, um sinnvoll und harmonisch zu sein, so dass die Vernachlässigung des eigenen Ukemi sich auch unweigerlich auf die Praxis der eigenen Techniken auswirken muss.

Als Schlagworte für dieses Wintersemester 2007/08 habe ich mir also bewusst die Begriffe FLEXIBILITÄT und EINFÜHLUNGSVERMÖGEN ausgesucht.
Sie stehen stellvertretend für die verborgenen oder nicht augenscheinlichen Elemente des Aikido-Ukemi, die in diesem Halbjahr in unserem Fokus stehen sollen.

Ihr könnt euch ja schon mal überlegen was sich hinter diesen Begriffen alles verbirgt; morgen machen wir dann ein kleines "Brainstorming" dazu.

9:00 ZaZen

9:45 Mattenaufbau

10:00 Aikido

ab 12:00 marschieren wir - bei diesem Kaiserwetter - dann gemeinsam in den Japanischen Garten, wie bereits vorher besprochen.

Werden wir euch morgen auf der Matte sehen?

Liebe Grüße,

Henryk

Freitag, 5. Oktober 2007

O Sensei Morihei Ueshiba in jungen Jahren

Beim Vervollständigen meiner Videosammlung sind mir diese faszinierenden 12 MB Material in die Hände gefallen. Ab dem zweiten Drittel kann man Meister Ueshiba in seinen Mittfünfzigern in voller Aktion und in bester Qualität erleben.



Dabei fallen besonders das unglaubliche Gefühl für das richtige Timing und die Präzision seiner Positionierung zum Partner auf. Ein weiteres interessantes Element stellen wohl die permanent ausgestreckten Arme dar, die in unserer heutigen Form eher ungebräuchlich sind. Da liegt der Vergleich mit seinem direkten Schüler Morihiro Saito nahe, der auch in den Jahren nach dem Ableben des Begründers diesen Stil nicht nur fortführte, sondern an vielen Stellen sogar perfektionierte, und als Iwama Stil des Aikido überlieferte. Hier befinden sich ausführliche Informationen zu M. Saito sensei. (Kleine Anmerkung am Rande: Unser lieber Freund und Aikidokollege Ulrich Keßler erlernt diesen Aikido-Stil nun an seinem neuen Wohnsitz in Melbourne, Australien. Liebe Grüße an dich Großer! Und, üb' fleißig!)
Beachtenswert ist auch eine wirkliche Rarität: ab Minute 5:38 zeigt Meister Ueshiba einen vollständigen Kote gaeshi inklusive Abschlusshebel, was wohl nich so häufig vorkam, denn in knapp 200 Minuten Material habe ich nur 3-4 vage Andeutungen dieser Technik entdecken können... Also auf jeden Fall einen aufmerksamen Blick wert.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Irimi nage Studie von Christian Tissier

Meister Tissier über die Jahrzehnte hinweg bei seiner Progression zuschauen zu dürfen ist ein wirkliches Privileg! In diesem Videozusammenschnitt ist die Entwicklung der Bewegungsfolge von Irimi nage eindrucksvoll von 1983 bis heute dokumentiert. Wer sich eingehend damit befasst wird feststellen, dass sich Christian Tissiers meisterhafte Form von einer sehr anspruchsvollen Technik zu einem federleichten Zusammenspiel zwischen Uke und Tori gewandelt hat. Was anfangs durch die extreme Dynamik wie eine Unterwerfung Toris anmutet, die nicht selten unsanft auf dem Rücken liegend endet, entwickelt sich mit den Jahrzehnten der Erfahrung zu einer "Zwei-Personen-Kata" im Sinne von "Kihon no kata", der Grundlage der Bewegung.



Der Gleichklang der gemeinsamen Energie der eins gewordenen Körper erweckt den Eindruck einer nachhaltigen Verbindung, eines über das Aikido hinaus bestehenden Verständnisses. Die Prinzipien von Atari (atteru) und Musubi werden eins im Unisono der fließenden Bewegung. Aber auch Meister Tissiers Zanshin nach dem Abschluss der Technik unterstreicht nur einmal mehr seine spirituelle Verbindung zu seinen Schülern, welche sich voll Vertrauen in den Sog seiner Singularität aufnehmen lassen, um letzen Endes wie auf Dauen gebetet ihre Augen wieder zu öffnen und ihrem Meister in die milden, hellen Augen zu sehen, die sie liebevoll auffordern erneut mit ihm zu fliegen.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Fotos vom Teufelsberg