Sonntag, 21. Oktober 2007

Das Budo der Liebe


Als mit dem Ende der Meiji-Periode (jap. 明治時代 meiji jidai, 1868-1912) der pragmatische Zweck der Samurai zusehends obsolet wurde, und ihr Niedergang mit dem Verbot des Tragens der Schwerter immer deutlicher zu Tage trat, begannen viele am Sinn des Fortbestehens einer dominierenden, kriegerischen Kaste zu zweifeln.

Der Bauer sät und erntet, der Händler handelt mit dem Getreide,... was aber macht der Samurai, wenn er nicht gerade Krieg führt?

Da Japan seit dem Ende des letzten Tokugawa-Shogunats (auch Edo-Periode, jap. 江戸時代 edo jidai, 1603–1867) weitestgehend befriedet war, erschien die Existenz einer besonderen Bevölkerungsschicht, die sich Tag ein und Tag aus mit der Kunst des Schwertes befasste nicht mehr zeitgemäß.

In diese Zeit fällt die außergewöhnliche Wandlung, die das Verständnis des Budo grundlegend verändern sollte.

Meister Ueshiba lehrt uns, dass das Schwert nicht nur dem Zweck dient Wunden zuzufügen und Menschenleben zu fordern. Denn wenn Schwert auf Schwert trifft, dann trifft Leben auf Leben und Tod auf Tod, in einem tobenden Konflikt, welcher den einzig aufrichtigen Dialog gebiert. Er ist des Samurai größtes Glück und auch sein schwärzestes Elend, aber nichts desto trotz ist es der einzige Weg des Samurai, ... der Weg des Schwertes.

In Zeiten des Friedens gebietet das Zeichen "bu" nicht den Kampf, sondern das Zerschneiden des Konflikts mit dem Schwert der Liebe und Gerechtigkeit. Es steht für Verständnis und Anteilnahme, sowie für selbstlose Hilfe und Barmherzigkeit.

Zen ist ZaZen, die erhabene Haltung des Buddhawesens. ZaZen ist die Grundhaltung des Aikido, es ist das Strukturelement des Aiki und findet seinen Ausdruck im Wege des Schwertes, der allen Formen des "Do" zugrunde liegt. Mit ihm, dem Schwert des Aiki, zerschneidet man die Widrigkeit des Konflikts und findet zurück zur Harmonie der Dinge.

Dieses Motiv findet sich in allem wieder, so auch in dieser Passage eines Buches von Taylor Caldwell:
"Er setzte Mr. Saunders seine Meinung auseinander, wonach Sicherheit und Frieden in der Welt nur durch mit Nachdruck geltend gemachte und mit aller Härte zur Anwendung gebrachte internationale Gesetze gewährleistet werden könnten.(...) Mr. Saunders begann Spengler zu zitieren: "Aber ein Gesetz aus Worten, auf glattes Papier geschrieben, kann in diesem Rohzustand nicht einmal als intellektuelle Übung seinen Zweck erfüllen. Vor dem Gesetz muss der Wunsch da sein, vor dem Wunsch die verständnisvolle Einsicht der Menschen; vor der Einsicht aber Gerechtigkeitsliebe und Güte."

Auf seinen Partner einzugehen bedeutet im Aikido ihm aufrichtig gegenüber zu treten und bereit zu sein ihn zu verstehen, sensibel den Knoten des Konflikts in ihm zu erfühlen und mit dem Schwert des (auf)richtigen Handlens zu zerschneiden, um gemeinsam in Harmonie den Weg des liebevollen Miteinanders zu finden.

Das, ist das Budo der Liebe.

9:00 ZaZen

9:45 Tatami

10:00 Aikido

Gassho,

Henryk

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